Lebst du noch - oder trekkst du schon? (Perutagebuch Teil 9)
Irgendwie denke ich mir immer tagsueber: "Das muesstest du noch nachtragen!" Jetzt sitze ich wie gewohnt vor der Mattscheibe und mir faellt es nicht mehr ein. Aber fuer euch sollte ja auch der Reiz bleiben, Peru auf eigene Faust zu entdecken. Wenn ich euch da alles verrate und vorkaue ist es ja auch nicht mehr spannend.
20.08.2005: Vormittags waren wir wie gewohnt in den Bergen unterwegs. Es ist nichts besonderes passiert. Nur die angespannte Lage wegen unserer Trekkingplanung. Am vorigen Abend (eine Stunde bevor wir unser 2-Mann-Zelt mieten wollten) war ich gerade im Kloster am Instrumenteputzen, als um 18:30 ein Patient reingeschneit kam. Er wollte eine Fuellung gemacht bekommen. Da wir ja nur bis 17:00 offiziell behandeln und die Nonnen auch irgendwann ihre Ruhe wollen, verwiesen wir ihn auf einen anderen Tag. Astrid liess sich jedoch dazu ueberreden, wenigstens mal kurz zu schauen (es kann ja eh bloss einer am Waschbecken arbeiten), was in drei Amalgamfuellungen muendete. Er kam uebrigens grad vom Fussball (noch in voller Montur) und entschuldigte sich wegen seiner dreckigen Waden, welche unsere schoene "50er Jahre"-Einheit verschmutzten. Recht bald kam von ihm die Frage, ob wir uns am Wochenende mit ihm zusammen die Ruinen von Wilcawain anschauen wollen. Nach unserer Absage (wir wollten ja von Wilcawain zur Lagune Arhuac und dort zelten) bot er sich gleich als unser Fuehrer an, Geld wolle er keins haben. Wir sind ja "amigos"!
Naja, wir wollten ueberlegen, schon ein merkwuerdiges Angebot. Wie sich herausstellte, war er den Nonnen wohl vertraut, was mein Zoegern endlich verstummen liess. Wenig spaeter im Trekkingladen verlangten wir nun also ein 3-Mann-Zelt.
Und da stand er. Samstag 15:00 puenklich vorm Kloster. Kaum sassen wir im Taxi fielen Regentropfen, meine ersten, die ich in Peru erlebt habe. Dies steigerte sich bis Wilcawain in Regen, sodass wir uns dort in einer Ruine unterstellten.

17:00 ging es dann los - unser grosser Trekk mit Christian (alias Gazelle) - und endete fuer diesen Tag auch schon bald wieder (18:30), da uns die Dunkelheit einholte.

Was ich an diesem Tag lernte ist die Anwendung von Eukalyptus. Man nehme ein junges Blatt, breche es ein bisschen (so dass die Aromastoffe entweichen koennen - man hat uebrigens noch 3 Stunden spaeter davon klebrige Haende), rolle es dann zusammen und stecke es sich dann in die Nasenloecher. Sieht zwar etwas minderbemittelt aus, man kann jedoch den wunderbaren Duft eines Saunaaufgusses erleben. Ich praege jetzt einfach einmal den Begriff: sich eine Eukalyptusrolle schieben. Meine naechste kann ich kaum erwarten.
21.08.2005: Ein fruehes Aufstehen (5:30) mit gefrorenem Wasser auf dem Aussenzelt und massiver Feuchtigkeit im Innenzelt ermoeglichte uns das Erleben des Sonnenaufgangs.


Nunja, zumindest haben wir die Sonnenstrahlen auf den gegenueberliegenden Bergen gesehen. Wir selbst waren ja im Schatten unseres Ziels.

Ueber Steine, Gras und geforenen Rinderkot fuehrte uns der "Weg" dann wieder querfeldein, sowie spaeter dann durch das peruanische Unterholz.

Wie wir im nachhinein erfuhren, haben wir den Hauptweg gemieden, um uns den Eintrittspreis von 10 US$ in den Nationalpark zu ersparen. Es war umso abenteuerlicher. Mitten durch Straeucher und Buesche, eine 1,70m hohe Kante herunterspringen und dabei auch noch den Bach ueberqueren, ueber einen Baum zum anderen Ufer balancieren, Orchideen, schiefe und verkorkste Baeume zwischen riesigen Felsquadern, das Nationalparkkassiererhaeuschen (als wir noch nicht wussten, was es ist) von unten sehen, und vieles vieles mehr.


Dreieinhalb Stunden spaeter kamen wir erschoepft an der Laguna an. Endlich. Nur sitzen und atmen. Fuer diese Taetigkeiten reichte der Sauerstoff. Und natuerlich gucken und bewundern. Eine gruengraue Lagune am Gletscherrand eines in die Hoehe stakenden Berges. Beeindruckend!


Nach einer Stunde Ausruhen ging es wieder bergab. Am Anfang sehr erholsam (in diesen Hoehen ist der Abstieg wesentlich besser vertraeglich als der Aufstieg), spaeter dann doch sehr knie- und fussbelastend. Nun sind wir kurzzeitig den Touistenweg gelaufen. Anscheinend weil nun die Zeit gekommen war, wo auch das Tal staerker bewacht wurde. Christian regelte das alles in Spanisch, wir konnten nur broeckchenweise Inhalt filtern: trekking, schon Freitag hochgelaufen, anderer Weg, wir haben gezeltet. Das reichte schon, um dem Wachmann verstaendlich zu machen, dass es eine einfache Erklaerung dafuer gibt, dass er uns heute nicht hat hochkommen und bezahlen sehen. 20 m weiter ein breites Grinsen auf Christians Gesicht...
Dann ging es wieder hinab ins Tal. Und wieder hinauf. Und wieder hinab. Und nochmals rauf... das ist schliesslich kuerzer als der Touriweg. Christian hopste leichten Fusses von Stein zu Stein, derweil wir muehsam versuchten hinterherzuhechten. Es schien, als habe er den Spuersinn eines Indianers. Voller Instikt fand er unseren Weg. Das Beste am Rueckweg: den 20 Meter hohen Wasserfall (derzeit aufgrund Trockenzeit ausgetrocknet) hinaufkrakseln. Wie zu frueheren Zeiten in der Tatra wurde man ermutigt mit: in 20 Minuten sind wir in Wilcawain - eine Stunde haben wir gebraucht. Das rettende Collectivo haette fuer uns laut Christian keinen Sinn (wahrscheinlich fuhr es nach Huaraz und nicht nach Monterrey) und ausserdem war es schon voll (3 Menschen hatten auch bereits auf dem Dach des Kleinbusses Platz genommen).

Und von Wilcawain dann noch nach Monterrey. Die letzten 4 km waren eine reine Qual. Aller 10 Minuten brauchten wir eine Pause, meine Beine konnten nicht mehr. Christian laechelte dann immer bloss muede ueber uns Gringos.
Im Hotel angekommen, haben wir die Entdeckung des Tages gemacht! Wir waren NICHT an der Laguna Arhuac, sondern an der Laguna Llaca. Der Weg dorthin ist doppelt soweit!!! Kein Wunder, warum wir nicht mehr konnten.
22.08.2005: Heute wieder arbeiten in den Communidades, spaeter im Kloster. Auf unsere "Machu Picchu"-Buchung habe ich jetzt einen Einheimischen angesetzt. Mal sehen ob es noch was wird. Wenn nicht ist es nicht schlimm, da man hier im Norden sehr viel erleben kann, auch wenn hier keine Touris mit Wanderspiesschen (Wortneuschoepfung von Astrid) unterwegs sind. Abends war nun Gliederschonen angesagt.
Fortsetzung folgt...
Naja, wir wollten ueberlegen, schon ein merkwuerdiges Angebot. Wie sich herausstellte, war er den Nonnen wohl vertraut, was mein Zoegern endlich verstummen liess. Wenig spaeter im Trekkingladen verlangten wir nun also ein 3-Mann-Zelt.
Und da stand er. Samstag 15:00 puenklich vorm Kloster. Kaum sassen wir im Taxi fielen Regentropfen, meine ersten, die ich in Peru erlebt habe. Dies steigerte sich bis Wilcawain in Regen, sodass wir uns dort in einer Ruine unterstellten.
17:00 ging es dann los - unser grosser Trekk mit Christian (alias Gazelle) - und endete fuer diesen Tag auch schon bald wieder (18:30), da uns die Dunkelheit einholte.

Was ich an diesem Tag lernte ist die Anwendung von Eukalyptus. Man nehme ein junges Blatt, breche es ein bisschen (so dass die Aromastoffe entweichen koennen - man hat uebrigens noch 3 Stunden spaeter davon klebrige Haende), rolle es dann zusammen und stecke es sich dann in die Nasenloecher. Sieht zwar etwas minderbemittelt aus, man kann jedoch den wunderbaren Duft eines Saunaaufgusses erleben. Ich praege jetzt einfach einmal den Begriff: sich eine Eukalyptusrolle schieben. Meine naechste kann ich kaum erwarten.
21.08.2005: Ein fruehes Aufstehen (5:30) mit gefrorenem Wasser auf dem Aussenzelt und massiver Feuchtigkeit im Innenzelt ermoeglichte uns das Erleben des Sonnenaufgangs.


Nunja, zumindest haben wir die Sonnenstrahlen auf den gegenueberliegenden Bergen gesehen. Wir selbst waren ja im Schatten unseres Ziels.

Ueber Steine, Gras und geforenen Rinderkot fuehrte uns der "Weg" dann wieder querfeldein, sowie spaeter dann durch das peruanische Unterholz.

Wie wir im nachhinein erfuhren, haben wir den Hauptweg gemieden, um uns den Eintrittspreis von 10 US$ in den Nationalpark zu ersparen. Es war umso abenteuerlicher. Mitten durch Straeucher und Buesche, eine 1,70m hohe Kante herunterspringen und dabei auch noch den Bach ueberqueren, ueber einen Baum zum anderen Ufer balancieren, Orchideen, schiefe und verkorkste Baeume zwischen riesigen Felsquadern, das Nationalparkkassiererhaeuschen (als wir noch nicht wussten, was es ist) von unten sehen, und vieles vieles mehr.


Dreieinhalb Stunden spaeter kamen wir erschoepft an der Laguna an. Endlich. Nur sitzen und atmen. Fuer diese Taetigkeiten reichte der Sauerstoff. Und natuerlich gucken und bewundern. Eine gruengraue Lagune am Gletscherrand eines in die Hoehe stakenden Berges. Beeindruckend!


Nach einer Stunde Ausruhen ging es wieder bergab. Am Anfang sehr erholsam (in diesen Hoehen ist der Abstieg wesentlich besser vertraeglich als der Aufstieg), spaeter dann doch sehr knie- und fussbelastend. Nun sind wir kurzzeitig den Touistenweg gelaufen. Anscheinend weil nun die Zeit gekommen war, wo auch das Tal staerker bewacht wurde. Christian regelte das alles in Spanisch, wir konnten nur broeckchenweise Inhalt filtern: trekking, schon Freitag hochgelaufen, anderer Weg, wir haben gezeltet. Das reichte schon, um dem Wachmann verstaendlich zu machen, dass es eine einfache Erklaerung dafuer gibt, dass er uns heute nicht hat hochkommen und bezahlen sehen. 20 m weiter ein breites Grinsen auf Christians Gesicht...
Dann ging es wieder hinab ins Tal. Und wieder hinauf. Und wieder hinab. Und nochmals rauf... das ist schliesslich kuerzer als der Touriweg. Christian hopste leichten Fusses von Stein zu Stein, derweil wir muehsam versuchten hinterherzuhechten. Es schien, als habe er den Spuersinn eines Indianers. Voller Instikt fand er unseren Weg. Das Beste am Rueckweg: den 20 Meter hohen Wasserfall (derzeit aufgrund Trockenzeit ausgetrocknet) hinaufkrakseln. Wie zu frueheren Zeiten in der Tatra wurde man ermutigt mit: in 20 Minuten sind wir in Wilcawain - eine Stunde haben wir gebraucht. Das rettende Collectivo haette fuer uns laut Christian keinen Sinn (wahrscheinlich fuhr es nach Huaraz und nicht nach Monterrey) und ausserdem war es schon voll (3 Menschen hatten auch bereits auf dem Dach des Kleinbusses Platz genommen).

Und von Wilcawain dann noch nach Monterrey. Die letzten 4 km waren eine reine Qual. Aller 10 Minuten brauchten wir eine Pause, meine Beine konnten nicht mehr. Christian laechelte dann immer bloss muede ueber uns Gringos.
Im Hotel angekommen, haben wir die Entdeckung des Tages gemacht! Wir waren NICHT an der Laguna Arhuac, sondern an der Laguna Llaca. Der Weg dorthin ist doppelt soweit!!! Kein Wunder, warum wir nicht mehr konnten.
22.08.2005: Heute wieder arbeiten in den Communidades, spaeter im Kloster. Auf unsere "Machu Picchu"-Buchung habe ich jetzt einen Einheimischen angesetzt. Mal sehen ob es noch was wird. Wenn nicht ist es nicht schlimm, da man hier im Norden sehr viel erleben kann, auch wenn hier keine Touris mit Wanderspiesschen (Wortneuschoepfung von Astrid) unterwegs sind. Abends war nun Gliederschonen angesagt.
Fortsetzung folgt...
2 Comments:
...das klingt ja alles ganz toll. ich freu mich schon!
ich will nur mal sagen, dass ziemlich viele freunde deine/eure geschichten hier lesen und sehr gespannt sind auf fortsetzungen.
...das klingt ja alles sehr aufregend.
liebe grüße, dein absti
absti = basti (oder so)
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