Perutagebuch

Montag, August 29, 2005

Abermals Trekking (Perutagebuch Teil 10)

Photos des letzten Eintrages sind nun auch abrufbar. Mit der kleinen Digitalkamera werde ich jedoch nun weniger Bilder machen. Irgendwie verleitet mich das dazu, dass ich nicht so haeufig mit der Spiegelreflex arbeite. Und die digitalen Bilder kann man aufgrund der schlechten Qualitaet ja eh kaum gebrauchen.

23.08.2005:
Dieser Tag ist nun schon so lang her, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern kann. Was wichtiges wird nicht passiert sein.

24.08.2005: Heute wieder in einer Schule, sehr viele behandlungsunwillige Kinder (im Gegensatz zu anderen Orten). Ansonsten wurde ich noch zum Salvador de dientes (Retter / Erloeser / Heiland der Zaehne) ernannt, da ich am Vorabend bei einem 28 vestibulaer (mit pulpitischen Beschwerden) eine Fuellung mit direkter Ueberkappung gelegt habe, anstatt den Zahn (wie in Peru anscheinen ueblich) einfach zu extrahieren. Fuer zahnmedizinisch nicht ganz so bewanderte: Oberkiefer Weisheitszahn mit extrem viel Karies bis zum Nerv, dieser schon entzuendet (fraglich ob reversibel), wegen schlechter Zugaenglichkeit waere hier das Ziehen die Therapie der Wahl. Zitat: "Schneller und leichter!"

25.08.2005: Hatte ich es schon erwaehnt? Machu Picchu ist bis Ende Oktober ausgebucht. Alles nicht schlimm, da es hier oben paradiesisch schoen ist. Unsere Reiseplanung sieht nun also vor: 14.09. nach Lima fahren, abends Basti abholen. Dann am 15.09. nach Arequipa, dort 2 Tage Umgebung und einen 3-Tages-Trekk durch das Cañon de Colca (Condore anschauen). Um das ganze abzurunden dann wieder hier nach Huaraz oder Caraz, 4 Tage Santa-Cruz-Trek und hier noch ein paar Tagesausfluege. Santa Cruz wieder mit Christian.
Behandlung war uebrigens heute unter freiem Himmel. Es ist sehr amuesant, wenn die Kuh- und Schafherden durchs Behandlungszimmer streifen und die Hunde vom Fussanlasser aus hochschauen.

26.08.2005: Vormittags mal wieder in einem Dorf... Alltag! Nachmittags Instrumente putzen, im Kloster mal gross reine machen und abends Vorbereitungseinkaeufe fuer Trekking. Ich habe zwei schoene Pullover erstanden. Zwar ein paar gezogene Faeden, aber was will man schon fuer 11 Euro erwarten. Dafuer kriegt man in Deutschland ja noch nicht einmal die Wolle. Notfalls kann ich ihn ja dort aufdroeseln und mir von Mutti einen neuen stricken lassen!

27.08.2005: Puenktlich 45 Minuten zu spaet kommen wir am Kloster an. Unser Treffpunkt mit Christian. Heute sind wir nun auch zu Wanderspiessbenutzern geworden. Weniger um damit zu wandern, sondern eher um die Hunde abzuwehren. Einer dieser Flohsaecke hat sich dennoch uns angeschlossen und ist uns die letzten 5 km zu den Ruinen von Honcopampa gefolgt. Von Bullen jagen, Schafe einkreisen bis Pferdetritt einstecken war alles dabei. Bei den Ruinen wollten wir zelten und am naechsten Tag zu irgendwelchen schoenen Wasserfaellen laufen. Zu der Lagune waere es ja fuer uns zu weit... jedenfalls zu Fuss. Wir folgten Astrids Vorschlag und Christian mietete in der kleinen Siedlung fuer uns 3 Pferde inklusiv Fuehrer. 20 Soles (5,20 Euro) pro Pferd ist doch ein fairer Preis.
Wir schlugen unsere Zelte direkt neben den Ruinen auf... was braucht man da noch Machu Picchu, wo nahezu alles reglementiert ist!? Dann ging es ans Kaffee kochen. Im Vorzelt wurde ein kleines Lagerfeuer entfacht (draussen war es zu windig) und der kleine Topf voll Wasser zum Kochen gebracht. Dann ein kleines Abendbrot bestehend aus Broetchen mit Kaese. Der Hund war zu meinem Leidwesen immernoch da und hat sich auch immernoch laufend gejuckt (mir geht es jedoch noch gut). Um mein Vertrauen zu erhaschen, passte er auf uns auf. Sobald sich irgendetwas regte schlug er Alarm und huetete uns wie seine anvertraute Schafherde.
Es folgte der Versuch des Schlafens unter freiem Himmel, was jedoch aufgrund der spannenden Sternbilder, Schnuppen (7 habe ich gezaehlt) und bellenden Hunde der Umgebung nicht so gut funktionierte. Nach laengerem Doesen bin ich gegen 1 Uhr mit kalter Nase wieder aufgewacht. Astrid versuchte mich gerade umzubetten, um ihre Isomatte mit ins Zelt zu nehmen. Wegen der frierenden Nase folgte ich ihrem guten Beispiel. Christian war schon drinnen. Mein Schlafsack war von aussen ueberfroren mit Wassertropfen. Dies war nun also sein Haertetest. Ich lag da drinnen nur mit Unterhose und T-Shirt und mir war es warm (bis auf die Nase).
Astrid bestand wie auch schon vor dem Zelt darauf, dass der Flohsack neben ihr schlief. Wie sie mir heute mitteilte habe das waermetechnische Vorteile. 34 Millionen Organismen strahlen halt eine gewisse Waermeenergie ab!

28.08.2005: Um 06:00 machten wir uns hoch (oder vielmehr niedrig) zu Ross auf den Weg zur Lagune Urus. Dick eingepackt in Pullover und Handschuhe (selbstgestrickte Alpacahandschuhe habe ich neulich zum unschlagbaren Preis von 5 Soles - 1,30 Euro erworben) erlebten wir wieder einen Sonnenaufgang, wunderschoen. Der Pfad fuehrt sehr steil hinauf. Trotz des Mitleids, welches ich gegenueber den Pferden verspuerte, war ich sehr froh, den Weg nicht selber gehen zu muessen. Die letzten 500 Meter waren dann selbst fuer diese bergerfahrenen Pferde zu hart, sodass sie ihre schwere Last los waren. Die Lagune war wieder umwerfend. Heute haben wir nun endlich in einer gebadet. 5 Zuege hin, 5 zurueck, aber man war drin. Es erinnerte mich ein bisschen an die Temperaturen der Lauer im Spaetfebruar.
Zurueck ging es dann wieder zu Pferd. Sehr anstrengend, wenn man bergab die ganze Zeit an das vordere Ende des Sattels rutscht. Da es in Deutschland aber nicht so steil zugeht, ist Reiten nun mein naechstes Lebensziel!
Als wir die Pferde und Ruinen hinter uns liessen (Flohsack folgte uns immernoch), ging es im Verhaeltnis zur letzten Woche recht bequeme Wege bergab. In irgendeinem Dorf, nahmen wir uns dann ein Collectivo. Ein recht kleiner Toyota-Combi. Fahrer + 2 Beifahrer + 4 Leute Rueckbank + 2 Leute auf Ladeflaeche + unsere 3 Rucksaecke. Im Tal angekommen mussten wir dann das Collectivo wechseln. Hier nahm das Unheil seinen Lauf. Mein Rucksack kam vorne auf eine Bank. Astrid und ich recht weit hinten, Christian etwas weiter vorne. Soweit so gut. Rucksack war in meinem Blickfeld. Das Collectivo fuellte sich rasch. Unsere Rucksaecke wurden aufs Dach verfrachtet. Im Kloster angekommen fehlte meine Kamera. Das Collectivo war schon weg. Christian und ich nahmen ein Taxi und nahmen die "Verfolgung" auf. So ganz hinter das System der Collectivos bin ich noch gekommen. Jedoch scheint es da Stellen in Huaraz zu geben, die von den Collectivos angefahren werden. Irgendwie jedenfalls hielten wir hinter besagtem Kleinbus. Was nun folgte, war wie ein schlechter Film. Es gibt immer 2 Leute. Einen Fahrer, sowie hinten einen Kassierer und Tueroeffner (der im uebrigen auch rausbruellt, wohin gerade gefahren wird). Christian stuermte auf diesen Kassierer zu. Dieser stand im Fahrzeug, gerade der heillos dichtgedraengten Menschenmenge im Innenraum zugewandt. Er riss ihn am Arm rum, schuettelte ihn durch, riss ihm am Hemd und ueberschuettete ihn mit einem spanischen Redeschwall, wo ich heute noch nicht einmal den groben Inhalt verstand. Bloss ein Wort kam immer wieder: Kamera!
Das ganze Schauspiel wurde von der interessierten Menschenmasse im Collectivo gespannt verfolgt und dauerte etwa 30 Sekunden. Dann wurde der Kassierer zum Fahrer geschliffen und Christian erhielt dort die schon gut unterm Sitz verstaute Kamera. Weiter gings: auf zum Taxi in Richtung Polizei. Die beiden auf der Rueckbank. Wieder heftiges Diskutieren und Gestikulieren. Nach 2 Minuten dann Christians Frage, ob er ihn laufen lassen soll. Anzeigen in Deutschland koennen schon lange dauern. Und das dann noch in Kombination mit peruanischer Gelassenheit? Nein, danke. Ich hatte ja meine Kamera wieder.
Abends waren wir dann noch mit Christian Essen und Tanzen. Eine sehr schoene Diskothek mit vorzueglicher, meist spanischsprachiger Musik. Ich werde in Deutschland nie wieder einen Piña Colada trinken. Wer ihn hier mal probiert, wird das verstehen.


Fortsetzung folgt...

Dienstag, August 23, 2005

Lebst du noch - oder trekkst du schon? (Perutagebuch Teil 9)

Irgendwie denke ich mir immer tagsueber: "Das muesstest du noch nachtragen!" Jetzt sitze ich wie gewohnt vor der Mattscheibe und mir faellt es nicht mehr ein. Aber fuer euch sollte ja auch der Reiz bleiben, Peru auf eigene Faust zu entdecken. Wenn ich euch da alles verrate und vorkaue ist es ja auch nicht mehr spannend.

20.08.2005: Vormittags waren wir wie gewohnt in den Bergen unterwegs. Es ist nichts besonderes passiert. Nur die angespannte Lage wegen unserer Trekkingplanung. Am vorigen Abend (eine Stunde bevor wir unser 2-Mann-Zelt mieten wollten) war ich gerade im Kloster am Instrumenteputzen, als um 18:30 ein Patient reingeschneit kam. Er wollte eine Fuellung gemacht bekommen. Da wir ja nur bis 17:00 offiziell behandeln und die Nonnen auch irgendwann ihre Ruhe wollen, verwiesen wir ihn auf einen anderen Tag. Astrid liess sich jedoch dazu ueberreden, wenigstens mal kurz zu schauen (es kann ja eh bloss einer am Waschbecken arbeiten), was in drei Amalgamfuellungen muendete. Er kam uebrigens grad vom Fussball (noch in voller Montur) und entschuldigte sich wegen seiner dreckigen Waden, welche unsere schoene "50er Jahre"-Einheit verschmutzten. Recht bald kam von ihm die Frage, ob wir uns am Wochenende mit ihm zusammen die Ruinen von Wilcawain anschauen wollen. Nach unserer Absage (wir wollten ja von Wilcawain zur Lagune Arhuac und dort zelten) bot er sich gleich als unser Fuehrer an, Geld wolle er keins haben. Wir sind ja "amigos"!
Naja, wir wollten ueberlegen, schon ein merkwuerdiges Angebot. Wie sich herausstellte, war er den Nonnen wohl vertraut, was mein Zoegern endlich verstummen liess. Wenig spaeter im Trekkingladen verlangten wir nun also ein 3-Mann-Zelt.
Und da stand er. Samstag 15:00 puenklich vorm Kloster. Kaum sassen wir im Taxi fielen Regentropfen, meine ersten, die ich in Peru erlebt habe. Dies steigerte sich bis Wilcawain in Regen, sodass wir uns dort in einer Ruine unterstellten.



17:00 ging es dann los - unser grosser Trekk mit Christian (alias Gazelle) - und endete fuer diesen Tag auch schon bald wieder (18:30), da uns die Dunkelheit einholte.



Was ich an diesem Tag lernte ist die Anwendung von Eukalyptus. Man nehme ein junges Blatt, breche es ein bisschen (so dass die Aromastoffe entweichen koennen - man hat uebrigens noch 3 Stunden spaeter davon klebrige Haende), rolle es dann zusammen und stecke es sich dann in die Nasenloecher. Sieht zwar etwas minderbemittelt aus, man kann jedoch den wunderbaren Duft eines Saunaaufgusses erleben. Ich praege jetzt einfach einmal den Begriff: sich eine Eukalyptusrolle schieben. Meine naechste kann ich kaum erwarten.

21.08.2005: Ein fruehes Aufstehen (5:30) mit gefrorenem Wasser auf dem Aussenzelt und massiver Feuchtigkeit im Innenzelt ermoeglichte uns das Erleben des Sonnenaufgangs.




Nunja, zumindest haben wir die Sonnenstrahlen auf den gegenueberliegenden Bergen gesehen. Wir selbst waren ja im Schatten unseres Ziels.



Ueber Steine, Gras und geforenen Rinderkot fuehrte uns der "Weg" dann wieder querfeldein, sowie spaeter dann durch das peruanische Unterholz.



Wie wir im nachhinein erfuhren, haben wir den Hauptweg gemieden, um uns den Eintrittspreis von 10 US$ in den Nationalpark zu ersparen. Es war umso abenteuerlicher. Mitten durch Straeucher und Buesche, eine 1,70m hohe Kante herunterspringen und dabei auch noch den Bach ueberqueren, ueber einen Baum zum anderen Ufer balancieren, Orchideen, schiefe und verkorkste Baeume zwischen riesigen Felsquadern, das Nationalparkkassiererhaeuschen (als wir noch nicht wussten, was es ist) von unten sehen, und vieles vieles mehr.




Dreieinhalb Stunden spaeter kamen wir erschoepft an der Laguna an. Endlich. Nur sitzen und atmen. Fuer diese Taetigkeiten reichte der Sauerstoff. Und natuerlich gucken und bewundern. Eine gruengraue Lagune am Gletscherrand eines in die Hoehe stakenden Berges. Beeindruckend!





Nach einer Stunde Ausruhen ging es wieder bergab. Am Anfang sehr erholsam (in diesen Hoehen ist der Abstieg wesentlich besser vertraeglich als der Aufstieg), spaeter dann doch sehr knie- und fussbelastend. Nun sind wir kurzzeitig den Touistenweg gelaufen. Anscheinend weil nun die Zeit gekommen war, wo auch das Tal staerker bewacht wurde. Christian regelte das alles in Spanisch, wir konnten nur broeckchenweise Inhalt filtern: trekking, schon Freitag hochgelaufen, anderer Weg, wir haben gezeltet. Das reichte schon, um dem Wachmann verstaendlich zu machen, dass es eine einfache Erklaerung dafuer gibt, dass er uns heute nicht hat hochkommen und bezahlen sehen. 20 m weiter ein breites Grinsen auf Christians Gesicht...
Dann ging es wieder hinab ins Tal. Und wieder hinauf. Und wieder hinab. Und nochmals rauf... das ist schliesslich kuerzer als der Touriweg. Christian hopste leichten Fusses von Stein zu Stein, derweil wir muehsam versuchten hinterherzuhechten. Es schien, als habe er den Spuersinn eines Indianers. Voller Instikt fand er unseren Weg. Das Beste am Rueckweg: den 20 Meter hohen Wasserfall (derzeit aufgrund Trockenzeit ausgetrocknet) hinaufkrakseln. Wie zu frueheren Zeiten in der Tatra wurde man ermutigt mit: in 20 Minuten sind wir in Wilcawain - eine Stunde haben wir gebraucht. Das rettende Collectivo haette fuer uns laut Christian keinen Sinn (wahrscheinlich fuhr es nach Huaraz und nicht nach Monterrey) und ausserdem war es schon voll (3 Menschen hatten auch bereits auf dem Dach des Kleinbusses Platz genommen).



Und von Wilcawain dann noch nach Monterrey. Die letzten 4 km waren eine reine Qual. Aller 10 Minuten brauchten wir eine Pause, meine Beine konnten nicht mehr. Christian laechelte dann immer bloss muede ueber uns Gringos.
Im Hotel angekommen, haben wir die Entdeckung des Tages gemacht! Wir waren NICHT an der Laguna Arhuac, sondern an der Laguna Llaca. Der Weg dorthin ist doppelt soweit!!! Kein Wunder, warum wir nicht mehr konnten.

22.08.2005: Heute wieder arbeiten in den Communidades, spaeter im Kloster. Auf unsere "Machu Picchu"-Buchung habe ich jetzt einen Einheimischen angesetzt. Mal sehen ob es noch was wird. Wenn nicht ist es nicht schlimm, da man hier im Norden sehr viel erleben kann, auch wenn hier keine Touris mit Wanderspiesschen (Wortneuschoepfung von Astrid) unterwegs sind. Abends war nun Gliederschonen angesagt.


Fortsetzung folgt...

Samstag, August 20, 2005

Kreative Architektur (Perutagebuch Teil 8)

19.08.2005: Heute waren wir nun in einer anderen Schule. Wieder viele Kinder und die Arbeit hat viel Spass gemacht. Ach ja, kurze Anmerkung zwischendurch: vorgestern hatten wir 32 kleine Patienten. Wie wir das trotz unserer Langsamkeit geschafft haben ist mir ein Raetsel. (@Hubertus: wie wir mehrfach erfahren durften, hattet ihr viel bessere Quoten. Ihr habt verdammt nochmal einen zu guten Eindruck hinterlassen).
Heute habe ich das Geheimnis der orangefarbenen Kordel geloest. Es zeichnet den Brigadegeneral aus. Dafuer gab´s heute eine neue Denkaufgabe: "Was fuer ein Rang ist blau, weiss und orange in einem Band geflochten?"
Nachmittags waren wir dann im Kloster arbeiten und haben uns hinterher noch ein Zelt fuer unsere morgige Bergtour ausgeliehen. Inclusiv Benzinkocher fuer den Fruehstueckskaffee am Sonntag. Wir werden also erst Sonntag abend wieder hier sein.



Fortsetzung folgt...

Freitag, August 19, 2005

Photoalbum (Perutagebuch Teil 7)

18.08.2005: Heute waren wir nun zum zweiten mal in der Schule. Zwar besteht hier aufgrund der Schuluniform keine Ausgrenzung ueber Kleidung, aber das Potential zum Erstellen einer Rangordnung wurde bewusst anderweitig eingesetzt. So gibt es hier verschiedene Gruppen, denen man angehoeren und darueber auch als Schueler Macht erlangen kann. Zum Beispiel gibt es eine Schulpolizei. Erkennbar an der blauweissen Kordel ueber der rechten Schulter mit kleinem Orden. Oder es gibt Brigadefuehrer mit einer blauen Kordel. Ueber die Bedeutung der orangefarbenen und roten Kordel bin ich mir nicht bewusst geworden. Sprich: es war kein Kind dieser Gesellschaftskaste bei mir auf dem Stuhl, sodass ich nicht die einzelnen Details studieren konnte. Links oben koennt ihr euch im uebrigen einen kleinen Eindruck des Schulportals verschaffen!

Plaza de Armas in Jangas

Nachmittags waren wir dann in Monterrey. Wie versprochen reiche ich nun NACH und NACH ein paar Photos NACH.

































Und zum Schluss noch ein Photo, das hier irgendwo unterwegs entstanden ist:


Auf unserem Weg nach Hause kamen bei mir richtige Heimatgefuehle auf. Die Berge mit ihrem grauen Fels schimmerten im Mondlicht wie der Thueringer Wald bei Schnee.
Ich habe nun ausserdem in Erfahrung gebracht, wie man ohne Copy-Paste-Verfahren aus Metagertexten deutsche Sonderzeichen schreibt. Aber ALT + dreistelliger Zahlencode ist mir eindeutig zu aufwaendig fuer ein Zeichen (132 ä, 142 Ä, 148 ö, 153 Ö, 129 ü, 154 Ü, 225 ß). Diese Codes kann ich mir sowieso nicht merken.


Fortsetzung folgt...

Donnerstag, August 18, 2005

Ausfälle - Klappe 2 (Perutagebuch Teil 6)

12.08.2005: Meine erneuten Blaehungen haben sich (wer haette es gedacht) wieder in einen schoenen Diarrhoe verwandelt. Es ging mir jedoch halbwegs gut, und ich war auf den Beinen. Da ich aber ein WASSERklosett brauchte (Betonung auf Wasser... das ist ja in den Communidades nicht unbedingt gegeben) blieb ich abermals daheim und setzte mich auf Diaet. Immerhin hatte ich nun endlich Zeit, mich um das fehlende Kamerakabel zu kuemmern.

13.08.2005: Nun war ich wieder arbeiten. Heute im Kloster. Eigentlich ist sonst nichts wichtiges angefallen. Die 2-Tages-Tour zu der Lagune haben wir wegen meiner Schwaeche und zeitlichen Problemen um eine Woche verschoben. Um den Platz zu fuellen, schiebe ich mal ein paar Bilder nach:

Abflug in Frankfurt - ich liebe das Fliegen


Unser Blick vom Balkon

14.08.2005: Unser grosser Tag: erst ausschlafen, dann fruehstuecken, spaeter wegen "Machu Picchu"-Buchung und Zeitplanung mit Basti telefonieren. Der restliche Tag: 13:30 unsern Taxifahrer bestellen. 13:32 vorm Hotel sitzen, Karte raussuchen, Fragestellung: wo wollen wir hin? 13:33 Beschlussfassung: per Taxi nach Pitec (3850m), von dort zur Lagune Churup (4485m) laufen... und zurueck. 13:34: Taxi hupt. Unser lieber Chauffeur Enrique erklaert uns, dass man bis nach Pitec eine Stunde mit dem Auto faehrt. Dann 2 Stunden hin, 30 Minuten Pause, 2 Stunden zurueck. Macht zusammen bis 19:00 wandern, 18:00 wird es recht schnell dunkel. Er wuerde bis zu unserer Rueckkehr in Pitec warten. Kostenpunkt 100 Soles. Passt schon! Wenig spaeter holt er sich zuhause noch etwas zur Unterhaltung und zum Essen. Halt! Wir brauchen ja auch noch was. Zu unserer Beunruhigung stand im Reisefuehrer (den wir in der Zwischenzeit endlich gelesen hatten), dass es in Pitec weder etwas zu kaufen, noch etwas zu mieten gibt. Also war die naechste Fahrtunterbrechung an einem Baecker.
Dann ging es endlich los. Innerhalb kuerzester Zeit verstand ich den Hintergrund fuer die eine Stunde Fahrtzeit, den fuer peruanische Verhaeltnisse recht stolzen Preis von 100 Soles: eine Holperstrasse mit Schlagloechern und Steinen uebersaet, wie man es aus Deutschland noch nichtmal von schlechten Feld- oder Hochgebirgswanderwegen kennt. Eine Information vorab: das Auto lebt noch. 15:00 starteten wir dann endlich unsere Tagestour. Mit so einigen Touris, die uns entgegenkamen. Rechts bedauernd kam ab und zu ein: "Mas tarde!" - "Si, si!"
Aber es folgte ein ueberwaeltigender Weg quer durch das andinische Hochland. Es war wunderschoen. Mal wieder etwas, dass man nicht beschreiben kann. Die letzten Meter zur Lagune wurden jedoch haarig. Eine grosse, uebergrosse Felswand ragte vor uns Kletterunerfahrenen auf. Bis zur Haelfte haben wir es geschafft. Dann sah ich, waehrend ich umarmend an einem grossen Stein hing, kein Weiterkommen. Dies ist nun vorerst der hoehste Punkt, den ich je in meinem Leben erreicht hatte. So an die 4460m. Wir machten also kehrt und haben ausgiebig den Wasserfall genossen, der von der Lagune zu uns herabfiel. Quasi ein Stueck Lagune fuer nicht ganz so weit Gekommene.
Der Rueckweg war dann fast noch besser als der Hinweg. Ein tiefroter Sonnenuntergang tauchte alles in herrliche Farben. Die Landschaft war ein Kitsch zwischen Rosamunde Pilcher und fragt mich nicht! Die letze halbe Stunde bin ich dann mit Taschenlampe gelaufen. Das war zwar laut Astrid wegen des Mondlichtes nicht noetig, mir jedoch zwecks Stolpergefahr lieber. Ich hatte ja schliesslich nur Halbschuhe an, da ich bis 13:33 dachte, dass wir uns zum Stadtrand fahren lassen und dort einen Huegel mit 100m erklimmen und Siesta machen.
Am Taxi angekommen, haben wir kurz dem grossen Wagen beim Untergehen zugeschaut und sind dann mit Enrique wieder in sauerstofftechnisch besser vertraegliche Hoehen gefahren... wieder ueber Stock und Stein. Hinterher betrachtet war alles ein grosser Traum. Nur der Staub unserer Schuhe belehrt mich nunmehr 3 Tage spaeter eines Besseren.

15.08.2005: Langsam aber sicher beschleicht mich das Gefuehl, dass der gefasste Terminplan sich staendig aendert, nur Astrid und ich davon nicht in Kenntnis gesetzt werden. Neue Aufteilung: Montag bis Samstag: Communidades in den Morgenstunden, nachmittags dann Monterrey (ausgenommen Samstag). Selbst auf die Aussage: "heute nachmittag keine Patienten" kann man sich nicht so recht verlassen. Aber dafuer sind wir ja hier.
Aus der Arbeit fuer / mit dem Roten Kreuz ist inzwischen eher eine Arbeit fuer / mit Barrick geworden... einer kanadischen Goldmine, die diese Berge als kurzzeitiges Domizil auserkoren hat. Alles in allem ist mir dies nicht ganz so geheuer, vor allem nach Unterhaltungen mit Einheimischen und interessanten Geschichtsereignissen, die man aus dem Internet erfaehrt.
Wie dem auch sei, haben wir heute in einem Dorf gearbeitet, dass man per Auto nur durch das Minengelaende erreicht. Passkontrolle, 45 Minuten auf Durchfahrtsgenehmigung warten und sich dann von einer bewaffneten Eskorte ueber eine fuer Wirtschaftsspionage unspektakulaere Randstrasse zum anderen Ausgang begleiten lassen.

16.08.2005: Wieder das Minendorf, hinterher in Monterrey arbeiten, Instrumente putzen, nach Hause fahren, essen, schlafen.

17.08.2005: Heute ging es vormittags in eine Schule mit Kindern von Minenmitarbeitern. Ich habe heute das erste mal etwas Autoritaet bei der Behandlung von Kindern verspuert. Das erste mal "hart" durchgegriffen, und beim ersten Weinen noch nicht den Bohrer abgesetzt. Was fuer ein merkwuerdiges Gefuehl. Augen zu und durch! Hinterher wieder Monterrey, Instrumente putzen, nach Hause fahren, essen, Kamerakabel abholen, Internet (oh je: 1. Machu Picchu-Absage!), und jetzt in wenigen Minuten: SCHLAFEN!


Fortsetzung folgt...

Donnerstag, August 11, 2005

Magentechnische Ausfälle (Perutagebuch Teil 5)

Hier bin ich wieder, und habe ja mal wieder einiges nachzuholen.

09.08.2005: Heute war ja nun unser grosser Tag in den Communidades... sprich einem kleinen Dorf in der Umgebung. Es ging alles etwas frueher los (7:45) als gewohnt, da wir ja noch im Kloster unseren ganzen Krempel packen mussten. Der Weg zu diesem Kleinod der Wildnis war zwar nicht lang, aber dennoch sehr amuesant. Von der einen Bergseite ins Tal, dort ueber einen Fluss und dann die andere Bergseite wieder hinauf. Soweit ganz unspektakulaer. Von oben hat man bereits die Bruecke gesehen. Eine Meisterleistung ingenieurtechnischer Baukunst. Um es kurz zu machen: klein, aus Holz und ohne Randbegrenzung. Gott sei Dank war sie dann im Tal doch etwas breiter als sie von oben gesehen wirkte. Es waren doch noch weitere 40 cm beidseits unseres Kleinbusses Bruecke, sodass man auch im nicht ganz nuechternen Zustand eine Chance haette.
Dann folgten wieder Serpentinen und Stein-/Staubwege nach oben (man kann es ja eigentlich nicht Strasse nennen). Nach dem ganzen Parkour kamen wir auf dem "Dorfplatz" an. Alles sehr klein, mit Kirche und naturverbundenen Lehmhaeuschen.
Natuerlich - wie haette es auch anders sein koennen - schlugen wir heute unser Zelt in der Kirche auf (keine Baenke, alles sehr dreckig, Baumaterial rundum verteilt). Es folgten 20 Patienten, wieviele ich hatte, ob Fuellung oder Extraktion, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Nur soviel: ich werde langsam schneller. Sehr beeindruckend war auch das Loch-Hock-Klo im Meerschweinchenstall... oder war es das Arbeitszimmer? Trotz des Stallambiente sah auch alles irgendwie nach Wohnbereich aus.
Die Abendgestaltung umfasste dann im Kloster Instrumente putzen und auf Sterilisator warten, sowie ein kleines Abendessen in Huaraz. Meine gesteigerten Blaehungen weiteten sich dann nachts in Diarrhoe mit leichtem Frieren aus, folglich unruhiger Schlaf.

10.08.2005: Fuer den heutigen Tag gibt es nicht viel zu schreiben. Aufgrund meiner Entkraeftung und weiterer Uebelkeit beschloss ich, die Astrid heute fuer mich arbeiten zu lassen und blieb im Bett. Nachdem ich dann das Fruehstueck ans Bett gebracht bekam (welches ich aus Uebelkeit ignorierte) schlief ich wieder ein. Es folgte haeufiges Aufwachen und Ueberlegen, ob man wenigstens was trinkt - nein - doch lieber nicht. Um 12 Uhr endlich das erloesende Erbrechen (wenigstens wuergen, da ich ja noch nichts gegessen hatte) und dann endlich langsame Genesung. Um 18 Uhr dann mein Fruehstueck, und irgendwann am fortgschrittenen Abend ein Sueppchen mit Knochlauchbrot. Zeitiges ins Bett gehen und weitere Erholung.

11.08.2005: Wow, ich fuehle mich besser! Zwar noch nicht ganz gut (immernoch leichte Kopfschmerzen), aber auf jeden Fall besser. Nach leichtem Fruestueck warteten wir auf Cesar. Und warteten, und warteten. Sollte es heute nicht wieder in ein Dorf gehen? Nunja, er hatte es gestern nicht mehr explizit gesagt. Nach langer Unterhaltung mit Brunella (vom Hotel, spricht dank 8 Jahre Hamburg perfekt deutsch), sowie nach ihrer Kuendigung und einer von ihr vermittelten Unterkunft in Caraz machten wir uns um 9:15 dann auf zum Kloster. Unsere um eine dreiviertel Stunde verspaetete Ankunft nahmen weder die Nonnen noch die Patienten uebel. Wie haben uns schon praechtig an die peruanische Puenktlichkeit gewoehnt.
Mittags setzen dann wieder Blaehungen ein, mit denen ich mich bis jetzt quaele. Auf unserer Heimfahrt haben wir nun erstmals das Kreuz des Suedens entdeckt und ich habe dabei wie versprochen an Andrea gedacht. Wer sich auch mal den Suedsternhimmel anschauen mag braucht nur Java und folgendenden Verweis: http://www.astroviewer.de/. Dann oben links auf der Seite auf "Start AstroViewer" und als Standort: Suedamerika, Peru, Chimbote. Das muesste hier ganz in der Naehe sein.

Ja, und so sieht´s hier aus:



Fortsetzung folgt...

Montag, August 08, 2005

Im Südwesten nicht Neues (Perutagebuch Teil 4)

Mal ein paar kurze Ergaenzungen zu den letzten Tagen:

Wir waren die Tage Sterne schauen. Das ist ja hier auf der Suedhalbkugel alles anders. So dreist wie wir sind haben wir uns also in eine der dunklen Seitengassen gestellt und mal versucht, die Sternbilder der alten Seefahrer zu entziffern. Das Kreuz des Suedens haben wir leider nicht gesehen. Vielleicht zu viel Licht, zuviele Haeuser drumherum oder die Kuerze der Zeit (durch Panik vor boesen Menschen, die sich Nachts in so mancher Gasse herumtreiben koennen). Naechstes Wochenende haben wir aber geplant, eine 2 Tagestour in die Berge zu machen. Mit Zelt und dann einen hoffentlich ungestoerten Blick in den Himmel.

Meine ersten Erfahrungen als Exot habe ich hinter mir. Auf unserem Weg in die Randzonen von Huaraz, haben uns mehrere Kindergruppen als Thema des Tages entdeckt. Von kurzem Verfolgen, an den Baendern des Rucksacks ziehen, neckend schupsen bis unter Decken verstecken war alles drin. Vor allem eines: Lachen!

Ich habe frischgepressten Ananassaft als mein nichtalkoholisches Lieblingsgetraenk entdeckt. Sehr zu empfehlen. Und das, bei den hier sowieso ganz anders schmeckenden Fruechten. Ein MUSS fuer jeden Perubesuch.

Wenn ich schon wieder bei den kulinarischen Koestlichkeiten bin: Alpaca eignet sich nicht nur als Pullover. Auch in Wein ein Genuss!

Ich habe Bastis Digitalkamera-USB Kabel wahrscheinlich im Flugzeug oder in Lima verschlampt. Photos sind aufgrund dessen zur Zeit an diesem Platz nicht moeglich. Ich versuche mich um Ersatz zu kuemmern.

Aus dem Abend mit den 3 Hollaenderinnen wurde ein Abend mit 5 Hollaenderinnen, einem Hollaender, einer Englaenderin, einem Englaender und unseren Wenigkeiten. Keine Ahnung, wo die ganzen Hollaender herkommen. Das Land ist doch dafuer gar nicht gross genug. Unser Hotel ist auch von ihnen bevoelkert.

07.08.2005: Ein fuer mich typischer Domingo, wie er im Buche steht. Er bestand aus ein paar Brocken Spanisch lernen, mittags essen gehen, nachmittags mit Mariannas und Omars Familie schwatzen und abends essen gehen. Diese Familie habe ich ja wirklich in mein Herz geschlossen. So freundlich und aufgeschlossen. Das lustige daran ist, dass wir sie immer wieder treffen. Am Samstag beim Kartenkauf vollkommen unerwartet hinter mir die Kinderstimmen: "Sebastian!" Heute haben wir uns in der Trefferquote noch gesteigert: zweimal in der Stadt getroffen. Wie es funktioniert hat weiss ich nicht, aber das eine mal davon haben wir uns ueber eine halbe Stunde unterhalten. Und kaum waren sie weg, wurden wir von unserem Stammtaxifahrer gegruesst. Er steht - scheinbar fuer uns - frueh morgens immer vorm Hotel. ¿Kann man ihn da schon als Chauffeur bezeichnen? Man wird halt so langsam heimisch.
Abends hatten wir dafuer eine sehr traurige Erfahrung. Man weiss zwar, dass man in ein Entwicklungsland faehrt, man weiss, dass man viel Elend sehen wird, aber genau vorstellen kann man es sich nicht. Nicht vorher, und auch nicht hinterher. Eventuell haben wir jetzt den Hauch einer leichten Ahnung davon bekommen. Mit Sicherheit sind wir um eine Lebenserfahrung reicher.

08.08.2005: Tag des Hochs und Tag des Tiefs:
@mein liebstes Bruderherz: diese Stelle bitte ueberspringen!
Juhu, ich habe heute meine erste Naht machen koennen. Und es ging richtig gut (naja, das wahre Ergebnis sehe ich ja erst naechste Woche)! Soviel zu dem Positiven meiner heutigen Taetigkeit. Astrid habe ich heute so einiges an Arbeit ueberlassen. Sie hatte heute einen verdammt guten Tag und arbeitete, und arbeitete, und arbeitete, und...!
Dann kam mal wieder was fuer mich: eine Extraktion (37 - fuer die eingefleischten Auskenner unter euch). Nach kurzem Versuch, da irgendetwas zu lockern, brach die kariesgeschwaechte Krone vollkommen auseinander. Es folgten weniger erfolgreiche Versuche irgendwie an die Wurzeln zu kommen. Dann nach 20 Minuten der Notruf... weitere 20 Minuten spaeter kam unser Zahnarzt Cesar froehlich pfeifend zur Tuer rein, und alles wurde gut.
@mein liebstes Bruderherz: hier weiterlesen!
Das Highlight des Tages bestand in der Inbetriebsetzung des alten Winkelstuecks (dieser Bohrer da, den jeder vom Zahnarzt kennt). Die juengere Generation von euch kann sich da sicher keine Vorstellung machen. Fest im Stuhl installiert: ein kleiner Motor. Bis hierhin ja nichts ungewoehnliches. Aber dieser Motor trieb einen ganz normalen Strick an, der ueber etliche Gelenke umgespannt wurde, mit dem Hintersinn letztendlich mit diesem Winkelstueck halbwegs frei arbeiten zu koennen. Diese Technik passt jedenfalls wunderbar zu der Zahnarzteinheit im 50er Jahre Stil, und der an die Zwanziger Jahre angelehnten Roentgeneinrichtung.
Heute war ich etwas schlauer, und wir sind auf dem Rueckweg vom Kloster getrampt. Dies schien mir zumindest sicherer als der Hundeparkour. Ausserdem waren mal wieder alle Collectivos bis zum Bersten mit Peruanern gefuellt, und die Taxis konnte man bei der schon fortgeschrittenen Daemmerung eh nicht mehr von den anderen Autos unterscheiden... im uebrigen kann man dies auch bei Tageslicht nicht! Mitgenommen wurden wir von drei Bauarbeitern, zwar wieder sehr kuschelig, aber nicht mehr auf dem Boden... und die Musik spielte!
Morgen werden wir in die Doerfer der Umgebung fahren, mit einer nagelneuen mobilen Einheit. Sie erinnerte mich ein bisschen an Steffens Massagetisch. Alles sehr kompakt verpackt, und "Simsalabim!" steht ein kompletter Zahnarztstuhl vor dir. Mit Armlehnen, Speibecken und das ganze (laut Astrid) auch noch mit mehr Sitzkomfort als an der Uni. Ich werde morgen mal kurz Platznehmen.


Fortsetzung folgt...

Samstag, August 06, 2005

Diese Woche: Galgenfrist (Perutagebuch Teil 3)

04.08.2005: Heute war nun der erste "Arbeitstag". Er bestand darin, sich mit dem kleinen Kloster (Monterrey) vertraut zu machen, indem wir zum Teil arbeiten werden. Eine kleine medizinische Station der Nonnen, mit einem wunderbar blau gestrichenen Zahnarztraum (2 Einheiten, eine zum Fuellungen machen, die andere zum Zaehne ziehen). In Monterrey werden wir Mo, Mi und Freitag arbeiten, jeweils den ganzen Tag, und in den umliegenden Doerfern von Huaraz Di, Do und Sa jeweils halbtags.
Neben dem einen Patient mit 2 Fuellungen - MEINE ERSTE AMALGAMFUELLUNG DES LEBENS!!! (Anmerkung von Astrid: von Hand angeruehrt) - war heute nur Material sortieren und Instrumente sterilisieren angesagt. Danach kam eine lange Siesta, die wir zusammen mit Omar und Marianna verbrachten. Zwei niedliche Kinder die am anderen Ufer wohnen (erreichbar mit einem kleinen Gefaehrt, dass an einem einzigen Drahtseil haengt... sehr abenteuerlich). Omar fing eine kleine Libelle, die er auch gleich bei lebendigen Leibe in seine Hose steckte, nachdem ich ihn mit ihr zusammen photographieren durfte. Nachdem wir dann gesagt bekamen, dass es das fuer heute war, folgte eine weitere ausgedehnte Siesta am Rio Santa hinter dem Kloster, mit Coca kauen und Gott einen lieben Mann sein lassen.
Dummerweise hatten wir den Namen unseres Hotels bis dahin vergessen, nein, schlimmer: ich hatte ihn mir gar nicht gemerkt. Cesar hatte ja alles organisiert und uns frueh morgens abgeholt, sodass ich mich ganz auf ihn verliess... aber er war schon weg. Zum Glueck hatte uns der Taxifahrer vom Morgen seine Telefonnummer aufgeschrieben. Es reichte also ein einfaches: "Hotel, por favor!" :-)
Am Abend waren wir dann noch essen: das erste Meerschwein meines Lebens. Im Uebrigen gibt es dieses "Cuy" hier an jeder Ecke... OHNE Vorbestellung. Sehr lecker und nur zu empfehlen. Es schmeckt nach einer Mischung aus Huhn und Ente. Die Kruste hat mich eher an zu Hause und Weihnachtsgans erinnert. Desweiteren gab es das peruanische Nationalgetraenk Pisco sour. Aufgrund meiner nicht vorhanden Spanischkenntnisse habe ich noch nicht in Erfahrung bringen koennen, was es genau ist. Schmeckt aber ebenso delicioes wie "Cuy", etwas nach Limette und Caipi jedoch sehr sahnig.

05.08.2005: 1 gezogener Zahn, sowie 4 Fuellungen waren das Resultat des heutigen Tages. Wieder Siesta am Mittag und eine abenteuerliche Fahrt nach Hause. Ich hatte keine Lust, am Strassenrand auf ein Taxi zu warten und bin schonmal losgelaufen. Insgesamt haben mich 10 Koeter klaeffend verfolgt... ich werde das naechste Mal warten! Man darf hier nicht am Strassenrand laufen und in ihr Revier eindringen, obwohl das auf der anderen Seite ist. Sowieso ist das mit dem Verkehr hier sehr lustig. "Wer zuerst hupt, faehrt zuerst!" (Zitat Astrid) Und die Hunde stehen manchmal auch einfach so da und interessieren sich nicht fuer die Autos, die in 20 cm Abstand vorbeifahren. Nunja... irgendwann kam da so ein Kleinbus an (Collectivo genannt), mit noch einem Platz fuer mich... auf dem Boden, gedraengt zwischen 20 Einheimischen. Dabei ist dieses Gefaehrt kleiner als ein VW-Bus. Das Gepaeck wurde auf dem Dach verstaut, und guenstig ist es allemal (2 Soles). Die Hauptsache ist, dass man nicht von Monterrey nach Huaraz laufen muss (15 km).

06.08.2005: Im Gegensatz zu den restlichen Samstagen unseres hiesigen Arbeitlebens haben wir heute frei. Laut Cesar, fuer die weitere Hoehenanpassung und Gewoehnung, sowie um fuer die naechste, sicherlich sehr stressige Woche gewappnet zu sein. Folglich habe ich nichts besseres zu tun gehabt, als bis 11:30 zu schlafen. Nach ein paar Einkaeufen (Wasser) und meiner vergeblichen Suche nach vernuenftigen Postkarten (alle kaeuflich zu erwerbenden spiegeln fuer uns in keiner Weise das wider, was wir hier erleben) sind wir unseren Weg zum Tagesziel angetreten: eines der kleineren Huegelchen hier zu erklimmen, bzw. uns wenigestens etwas aus dem Tal von Huaraz zu erheben. Endlich sind wir also durch eine touristisch nicht so erschlossene Gegend Perus gekommen. Nicht etwa die Natur, sondern das Randgebiet von Huaraz. Alles vermittelte einen sehr urspruenglichen Eindruck. Als wir die letzten Siedlungen fast hinter uns lassen konnten, kapitulierten wir wegen Entkraeftung und kehrten uns lieber wieder einem Restaurant zu. Bei Essen und Mate de Coca laesst sich die Hoehe ja aushalten. Ich bin ja gespannt, wie lange die Akklimatisation noch dauert. Mein Puls ist zwar schon im Sinken begriffen, ist aber immernoch IN ABSOLUTER ENTSPANNUNG bei Neunzig. Und das bei meinem sonst sehr ruhigen Gemuet.
Seit dem sitze ich nun hier und schreibe. Nachher haben wir noch einen Termin mit 3 netten Hollaenderinnen, die auch fuer ein paar Monate hier arbeiten und uns beim Uebersetzen Englisch -> Spanisch im Kloster teilweise behilflich sein koennen.
Ich melde mich in naechster Zeit wieder, bleibt alle gesund!


Fortsetzung folgt...

Donnerstag, August 04, 2005

Endlich angekommen (Perutagebuch Teil 2)

Gestern sind wir nun endlich in Huaraz, Peru angekommen. Nach einer langen Fahrt nach Frankfurt, einem langen, sehr sehr langen Flug, mit Zwischenstop in Atlanta, anschliessender Uebernachtung in Lima und dann einer wieder langen Busfahrt. Aber nun die Details:

01.08.2005: Ich dachte, ich hoere nicht recht. Wir stehen in Frankfurt am Flughafen beim Check-in und bekommen gesagt, dass unser Gepaeck nach Lima durchgecheckt ist, sprich: wir muessen es nicht in Atlanta abholen und erneut einchecken. Mein groesstes Problem loeste sich also noch vor dem Flug in Luft auf. Ihr wisst ja, womit ich euch in den Ohren lag: Sicherheitsvorkehrungen, die ganzen Kaeltesprayflaschen, das Amalgam mit Quecksilber, die Medikamente und Instrumente... und das vor den amerikanischen Behoerden erklaeren.
Nun verblieb uns also nur noch der laecherliche Einreisecheck mit Fingerabdruecken und Foto. Jawohl, ich bin spaetestens jetzt beim CIA registriert. Ich fand das alles sehr unertraeglich, die diskiminierenden Fragen auf diesen gruenen, auszufuellenden Boegen, ob man koerperlich oder geistig behindert sei, das ganze Gewarte in diesen vielen, vielen Menschenschlangen, der durchdringende, buerokratische Blick dieses Beamten der "Homeland-Security" und diese sinnlosen Vorkehrungen, die eh nichts ueber die Absicht des Einreisenden aussagen.
Und dann diese Menschen: Burger, Cola und adipoes, wie es im Buche steht. Kein Zweifel: ich war fuer kurze Zeit in Amerika, und es wird mich dort nicht so schnell wieder hinziehen (Ausnahme: Rueckflug).
Nunja, Stunden spaeter sind wir dann endlich in Lima gelandet, wieder Einreise, wieder warten, beim Zoll gruenes Licht, unsere Koffer wurden nicht kontrolliert. Schon vor dem Tritt durch die Schiebetuer des Zolls die Fragen, ob man ein Taxi braucht. Und dann: riesige Menschenmengen, alle mit Schildern, als ob man eine VIP waere. Wir stellten uns gegenueber und hielten unser Schild im Gegenzug hoch... lustiges Gefuehl! Und schon traten auf der anderen Seite der Welt, zwei uns vollkommen unbekannte Menschen aus der Menge (Norbert und seine Frau Shila (?¿?)), die uns in die Avenida Cuba brachten (das Haus einer Deutschen, die in Peru lebt, und quasi das Basislager des Deutschen Roten Kreuzes in Lima). Dort waren wir nach stundenlangem Unterwegssein vorerst "zu Hause", mit einem quitschenden Doppelstockbett unter uns. Was fuer ein Segen.

02.08.2005: Ein Tag Lima. Was fuer eine Stadt. Riesig! Nach dem Fruehstueck mit sehr freundlichen, uns sprachlich leider noch nicht ganz so verstaendlichen Menschen warteten wir vorerst auf Norbert und seine Frau. In Kuerze loeste er die in Deutschland weitverbreitete Meinung, in Peru gaebe es nur Instantkaffee, in Luft auf. Er betreibt eine kleine Reparaturwerkstatt fuer gute Kaffeemaschinen, in der wir gleich unseren ersten peruanischen Kaffee (Hansa-kaffee) probieren konnten. Der deutschstaemmige Kaffeeroester Hans kam dann auch noch vorbei, und wir erhielten sofort die Einladung in seine Roesterei. Es fuegt sich einfach alles so wunderbar, wenn man fuer alles offen ist.
Dann sind wir mit Shila durch Limas sicheres Turistenviertel. Mein erstes peruanisches Essen ist mir im Uebrigen sehr gut bekommen (wie alle anderen bis jetzt auch). Es gab Papa (@ Basti, Jan, Friedrich und Ronny: diese gefuellten Kartoffeln, sehr sehr lecker, aber noch ein etwas anderer Geschmack als bei unserem Peruabend), Huehnchencurry, sowie eine Gehacktes- Kartoffel- Bohnen- Tomaten- Mischung mit Reis. Und von Shila habe ich Pansen gekostet. Alles sehr vorzueglich.
Dann sind wir wieder zum Laden zurueck und recht bald nach Hause.

03.08.2005: Mit dem Bus verliessen wir Lima. Schreckliche Slums, Menschen ueber Menschen in aermlichsten Behausungen. Dreck und Muell soweit das Auge blickt. In Peru scheint es sowieso mit Umweltschutz nicht weit her zu sein. Muell liegt hier ueberall rum, was man nicht mehr braucht wird nach dem Prinzip des geringsten Aufwandes auf der Strasse entsorgt.
Fuer uns ging es die Panamericana Richtung Norden, durch die erste "Wueste" meines Lebens. Erstaunlich, wie trocken es direkt am Meer sein kann. Nach langer Zeit und ein Mittagessen spaeter (Wahnsinnspreise: 7 Stunden Busfahrt und Mittagessen fuer 55 Soles = 15 Euro) sind wir dann in Richtung Osten in die Anden abgebogen. Berge und Anstieg, Abhaenge und Taeler (wo man denkt, sie enden am naechsten Berg... aber nein, es geht immer weiter), was man mit Worten kaum beschreiben kann. Und immer wenn man denkt, das ist jetzt der letzte Berg, taucht am Horizont der naechste, noch viel hoehere auf.
Und dann schon wieder: anderes Ende der Welt, Huaraz, und man wird abgeholt. Diesmal von Cesar, dem Zahnarzt, der uns betreuen wird. Die Unterbringung ist eine Geschichte fuer sich. Fragt mich dann hinterher persoenlich, wenn ihr mehr wissen wollt.
Aber es ist schon erstaunlich. Man traegt seinen Koffer 10 Meter und japst dann nach Luft und muss sich ausruhen. Aber Cocablaetter sollen ja helfen.

Vom heutigen Tag werde ich dann spaeter berichten. Wir wollen noch schnell was einkaufen. Viele Gruesse aus Huaraz!


Fortsetzung folgt...